Erna Perlich wurde am 23. Januar 1893 in Forst als Erna Salomon geboren. Sie heiratete später in die Familie Pick ein und bekam am 14.08.1921 ihre Tochter Ilse. Vermutlich im Jahr 1931 verstarb Ilses Vater und vererbte das Haus in der Mühlenstraße 24 an Erna. Für Ilse wurde eine Hypothek über 9000 Goldmark eingetragen, um ihr in der Zukunft ein gewisses Maß an Sicherheit zu geben. Als Ilse im Jahr 1933 evangelisch getauft wurde, wurde bereits Wilhelm Perlich als Stiefvater geführt. Erna hatte also zwischenzeitlich wieder geheiratet.
Ilse besuchte das Lyzeum und absolvierte eine Ausbildung zur Stenografin. Doch trotz dieser Ausbildung konnte sie keine Anstellung finden. Erna sparte auf eine mögliche Auswanderung, um der Bedrohung durch den Nationalsozialismus zu entkommen.
Im Jahr 1939 musste Erna ihr Haus in der Mühlenstraße verkaufen. Die neuen, rassistischen Gesetze der Nazis machten dies notwendig, da Jüdinnen und Juden nicht mehr im Besitz von Immobilien sein durften. Am 10. Oktober 1939 trat Wilhelm Perlich als Käufer auf und übernahm das Haus.
Für Ilse, die ein eingetragenes Bleiberecht im Haus hatte, begann eine neue, harte Phase. Ihr Stiefvater Wilhelm Perlich weigerte sich, die ihr zustehende Hypothek auszuzahlen. Zudem drängte er sie auszuziehen. Er verweigerte ihr Unterstützung, schrie sie an und brachte sie in eine noch tiefere Armut. In Briefen berichtete Ilse beispielsweise darüber, wie es ihr nicht erlaubt war, das Licht oder die Heizung einzuschalten. Trotz der schwierigen Lage kämpften Ilse und ihre Mutter. Sie suchten den jüdischen Anwalt Hermann Hammerschmidt in Cottbus auf und klagten gegen Wilhelm Perlich, um ihre Rechte auf das Haus durchzusetzen. Sie verloren den Prozess jedoch und mussten sogar die Prozesskosten tragen.
Am 7. Februar 1942 wurde Ilse verhaftet. Der Vorwurf: Sie hatte sich mit einem „Arier“, einem SS-Soldaten aus Guben, eingelassen und sich mit ihm getroffen. Es war eine Tat, die im totalitären Staat als „volks- und staatsfeindlich“ galt und für die Ilse ins Visier der Gestapo geriet. Erna vermutete, dass Ilse von einer Nachbarin verraten worden war und beteuerte, dass Ilse keine Liebesbeziehung mit dem SS-Soldaten hatte. Erna suchte juristische Hilfe und wandte sich an den Anwalt Hammerschmidt, in der verzweifelten Hoffnung, ihre Tochter aus dem Gefängnis zu befreien. Doch dieser Versuch war vergeblich.
Am 25. April 1942 wurde Ilse schließlich ins Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Ilse wurde noch im gleichen Jahr nach Auschwitz deportiert, wo sie am 11. November 1942 ermordet wurde.
Erna wurde im April 1943 zu einer dreiwöchigen Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie sich laut Anklage weigerte, den Namen „Sara“ zu tragen, wie es alle Jüdinnen mussten. Sie wurde verhaftet und am 3. Juni 1943 ins Gefängnis nach Guben überstellt. Zu diesem Zeitpunkt musste sie mindestens geahnt haben, dass Ilse nicht mehr am Leben war. Im Anschluss zu ihrem Gefängnisaufenthalt in Guben wurde sie ins Polizeigefängnis Frankfurt/Oder gebracht. Dort verlor sich ihre Spur. Ihr Todesdatum wird in einem Dokument als der 12. Dezember 1943 beschrieben.