Freitag, 01. September 2023 | Allgemeines Feierliche Eröffnung der Smart-City Forst in Anwesenheit I.M. Königin Silvia von Schweden und Ministerpräsident Woidke
- Bundesförderprojekt Smart-City Forst endet nach 2,5 Jahren mit Einweihung des demenzfreundlichen und hochmodern ausgerüsteten Wohnprojektes
- zwölf altersgerechte Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften entstanden
- Netzwerkpartner nach einheitlichen demenzorientierten internationalen Standards geschult
Im Rahmen eines bundesweit einzigartigen Pilotprojekts Smart-City Forst ist im Herzen der Rosenstadt ein innovatives, regionales Versorgungsnetzwerk entstanden, das gemeinsam mit der von der Stiftung Silviahemmet® zertifizierten Lausitz Klinik Forst eine gesamte Stadt und deren Umland demenzsensibel ausrichten will. Heute wurde der dazugehörige Wohnkomplex in Anwesenheit von I.M. Königin Silvia von Schweden und Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke offiziell der Öffentlichkeit übergeben.
Für diesen Wohnkomplex wurde ein seit Jahren leerstehender Plattenbau umfassend modernisiert und mit Smart-Home-Technologie so ausgestattet, dass auch Menschen mit einer Demenz dort leben und mitten in der Stadt am Leben teilhaben können. Unter Nutzung der bestehenden Messinfrastruktur von Strom- und Wasserzählern sowie Einbindung von Notrufleinen und Rauchmeldern aus jeder Wohnung bringt ein intelligentes Hausnotruf-System mehr Sicherheit in die eigenen vier Wände. Das System erkennt - unterstützt durch künstliche Intelligenz (KI) - eigenständig Gefahren und ruft automatisch Hilfe: wahlweise per E-Mail, SMS, Anruf oder über den Hausnotruf. So können Angehörige, Freunde oder Pflegedienste nach dem Rechten schauen.
Projektpartner von Smart-City Forst sind die Lausitz Klinik Forst, die Forster Wohnungsbaugesellschaft FWG, die Ernst von Bergmann Care gGmbH und Visality Consulting GmbH. Zudem sind weitere Partner aus den Bereichen Gesundheit, soziale Dienste, Ehrenamt und Kultur etc. in das Versorgungsnetz eingebunden. Alle Netzwerkpartner sind nach Silviahemmet geschult worden. Die Lausitz Klinik Forst ist zudem seit 2022 durch die schwedische Stiftung Silviahemmet® zertifiziert, deren Vorsitzende I.M. Königin Silvia von Schweden ist.
I.M. Königin Silvia von Schweden setzt sich seit vielen Jahren für Menschen mit kognitiven Erkrankungen (Demenz) ein und gründete 1996 die gemeinnützige Stiftung Silviahemmet®. Ihr Auftrag ist, das Wissen über kognitive Erkrankungen (Demenz) durch unterschiedliche Bildungsangebote und Initiativen zu verbreiten, die Angehörigen zu unterstützen und die Forschung zu fördern.
Mit dem Pilotprojekt Smart-City Forst bildet die Stadt Forst (Lausitz) ein Modell für die Übertragung eines demenzfreundlichen Versorgungsnetzwerks auf weitere Städte und Regionen in Brandenburg und Deutschland, weshalb das Land Brandenburg (Landkreis-Spree-Neiße) und der Bund (BMWi) diese Initiative fördernd für 2,5 Jahre unterstützte. Die Förderung erfolgte durch den Landkreis Spree-Neiße im Rahmen des Bundesmodellvorhabens „Unternehmen Revier“ sowie dem Regionalen Investitionskonzept „RIK“.
Zum Auslaufen des Förderzeitraumes lud das Projektkonsortium am Freitag, 1. September 2023 die Fördermittelgeber, Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik, Projektbeteiligte und Partner ein, um die erreichten Ziele des Modellprojekte Smart-City Forst vorzustellen und das entstandene Wohnprojekt Pressemeldung 01.09.2023 an der Cottbuser Straße zu besichtigen. I.M. Königin Silvia nutzte insbesondere diese Gelegenheit, um bei dem Rundgang mit den Bewohner*innen vor Ort ins Gespräch zu kommen.
Dietmar Woidke, Ministerpräsident des Landes Brandenburg: „Es ist dem Land Brandenburg und der Stadt Forst eine Ehre, heute Ihre Majestät Königin Silvia von Schweden zu Gast zu haben. Ich freue mich sehr, dass sie meiner Einladung gefolgt ist und als Gründerin und Vorsitzende der Silvahemmet Stiftung® an der feierlichen Eröffnung des Smart City Forst Wohnprojekts teilnimmt. Für die Schaffung dieser Stiftung bin ich ihr sehr dankbar."
Simone Taubenek, Bürgermeisterin der Stadt Forst (Lausitz) und Gesellschafterin der Forster Wohnungsbau Gesellschaft FWG:„Als Bürgermeisterin dieser Stadt ist es mir wichtig, dass die Menschen, die viele Jahrzehnte in unserer Stadt gelebt, gearbeitet und diese gestaltet haben, auch ihren Lebensabend inmitten unserer Stadt verbringen können. Smart-City Forst ist für uns ein wichtiges Leuchtturmprojekt im Sinne unserer Einwohner. Insbesondere von Demenz Betroffene haben nun die Möglichkeit, im umfassend modernisierten Quartier am Berliner Platz selbstbestimmt zu leben und zu wohnen.“
Dagmar Klinke, Geschäftsführerin Forster Wohnungsbau Gesellschaft FWG: „Es freut mich außerordentlich, dass wir als Forster Wohnungsbau Gesellschaft dieses wichtige Projekt Smart-City Forst mit initiieren und weiter vorantreiben können. Es macht mich unglaublich stolz, dass wir hier heute in diesen sanierten und mit smarter Technologie ausgestatteten modernen Wohnungen eines ehemaligen Plattenbaus stehen können. Zwölf altersgerechte Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften mit je zehn Plätzen bedeuten eben auch mindestens 32 Lebensgeschichten, die nun bei uns weitergelebt werden – mit der Unterstützung, die unsere Seniorinnen und Senioren benötigen.“
Hans-Ulrich Schmidt, Geschäftsführer der Lausitz Klinik Forst und der Ernst von Bergmann Care GmbH: „Demenz ist noch immer eine unheilbare Krankheit. Die Gesellschaft kann jedoch lernen, mit den erkrankten Menschen anders umzugehen. Das Programm von Silviahemmet hat allen Partnern im Smart-City Forst Projekt einen möglichen Weg gezeigt, den wir in der Betreuung der uns anvertrauten Menschen, aber auch im privaten Umfeld umsetzen. Es macht uns stolz, dass wir Ihrer Majestät Königin Silvia heute unsere Fortschritte und den Einsatz für Menschen mit kognitiven Einschränkungen vorstellen durften.“
Hintergrund
Smart-City Forst | Quartier Berliner Straße
Der in den 1970er Jahren gebaute Plattenbau an der Berliner Straße wurde von der Eigentümerin Forster Wohnungsbau Gesellschaft für insgesamt 3,5 Mio € umfangreich kernsaniert und in diesem Zuge an die grüne Fernwärmeversorgung angeschlossen. Nach einem zehnjährigen Leerstand stehen nun auf 5 Geschossen insgesamt 1.300m² Wohnfläche und 500m² Gewerbefläche zur Verfügung. Diese sind aufgeteilt in 12 Wohnungen (zwei 3-Raumwohnungen à 70m² und zehn 2-Raumwohnungen à 50m²) und 2 Wohngemeinschaften mit jeweils 10 Plätzen. Die Gewerbefläche ist an eine Bäckerei- und Konditorei vermietet. Der Mehrzweckraum im EG soll für interne und externe Veranstaltungen genutzt werden, u.a. auch für Familienfeiern der Bewohner*innen.
Die 12 altersgerechten Wohnungen im 1. und 2. OG (alle mit Balkon) sind seit dem Erstbezug im September 2022 durchgehend vermietet – aktuell ausschließlich an Forster Bürgerinnen und Bürger. Der Bedarf nach solchem altersgerechten Wohnraum ist vorhanden; dies zeigt sich an der schon bestehenden Warteliste.
Die Wohngemeinschaften befinden sich im 3. und 4 OG. Beide Wohngemeinschaften verfügen jeweils über bis zu 10 Plätze. Die erste WG ist im November 2022 gestartet; die zweite WG wird ab September bezogen. Jeder Bewohner der WG verfügt über ein eigenes Zimmer. Darüber hinaus hat jede WG insgesamt 5 vollausgestattete Bäder (Dusche, WC, Waschbecken), eine gemeinsam genutzte Wohnküche sowie ein gemeinsames Wohnzimmer. In der von I.M. Königin Silvia besuchten Wohngemeinschaft hat ca. die Hälfte der Bewohner eine Demenz-Diagnose. Alle Bewohner sind älter als 75 Jahre. Bei den WGs handelt es sich um sogenannte selbstorganisierte Pflege-Wohngemeinschaft; die Smart-City Forst fungiert an dieser Stelle nur als Initiator. Die benötigten Pflegeleistungen werden von der Pflege-WG bei der Lausitz Pflege Forst in Auftrag gegeben, die zur Ernst von Bergmann Care gehört. Die Pflege ist zu Gast in der Wohngemeinschaft – und immer so viele Pflegekräfte, wie individuell von den Bewohnern benötigt werden.
Alle 45 Mitarbeitende der Lausitz Pflege Forst sind nach Silviahemmet geschult; 15 von ihnen werden dann in den beiden Wohngemeinschaften tätig sein.
Das Projekt Smart-City Forst | Seit Ende 2020 engagieren sich vier Partner in Forst mit dem gemeinsamen Ziel, ein demenzfreundliches Versorgungsnetzwerk zu schaffen: die Lausitz Klinik Forst, die Forster Wohnungsbaugesellschaft sowie die Potsdamer Unternehmen Ernst von Bergmann Care gGmbH und Visality Consulting GmbH. Im Fokus der Umsetzung steht zudem die Vernetzung wichtiger demenzbezogener Ressourcen in der Region zur klinischen und ambulanten Versorgung und einer bestmöglichen Aufgabenverteilung. Demenzbetroffene befinden sich damit in einem absichernden Netzwerk von Partnern aus Gesundheit, sozialen Diensten, Ehrenamt, Kultur etc. Alle Netzwerkpartner unterziehen sich zudem einer gemeinsamen Schulung nach einheitlichen demenzorientierten international gültigen Standards.
Die Stadt Forst mit ihrer Klinik bildet hier den Kristallisationskern für eine Übertragung auf weitere Städte und Regionen in Brandenburg und Deutschland, weshalb das Land Brandenburg (Landkreis-Spree-Neiße) und der Bund (BMWi) diese Initiative fördernd unterstützen. Die Förderung erfolgt durch den Landkreis Spree-Neiße im Rahmen des Bundesmodellvorhabens „Unternehmen Revier“ sowie des Regionalen Investitionskonzepts „RIK“.
Demenz | In Deutschland leben gegenwärtig rund 1,7 Millionen Menschen mit unterschiedlichen Formen von Demenz, davon ca. 60% Alzheimer; rund 330.000 Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Demenzerkrankten auf 2,4 bis 2,8 Millionen erhöhen – sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, so die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Demenzkranke leben auch heute noch überwiegend in Versorgungseinrichtungen, in denen sie isoliert von der Gesellschaft und ihrem sozialen Umfeld untergebracht sind. Bei guter logistischer und sozialer Unterstützung ist dagegen ein langes Verbleiben im eigenen Wohnumfeld und vor allem in der Mitte der Gesellschaft möglich. Dafür sind jedoch eine demenzorientierte, smarte Infrastruktur sowie die Einbeziehung von Angehörigen und vor allem auch ein umfassendes Versorgungsnetz notwendig.
Silviahemmet | Seit 1996 gibt es in Schweden auf Initiative von Königin Silvia die Stiftung Silviahemmet®. Ausdrückliches Ziel ist es, Angehörige, Fachpersonal, Entscheidungsträger etc. zu befähigen, Menschen mit Demenz bestmöglich zu begleiten und zu versorgen. Dadurch soll ihnen in allen Phasen der Erkrankung eine größtmögliche selbstbestimmte Lebensweise und ihnen wie ihren Angehörigen ein hohes Maß an Lebensqualität ermöglicht werden.
Auf Basis der palliativen Philosophie hat die Stiftung ein umfassendes Ausbildungskonzept für unterschiedliche Zielgruppen entwickelt und zertifiziert ambulante wie stationäre Einrichtungen, die nach diesem palliativen Ansatz arbeiten. Diesem Prozess hat sich die Lausitz Klinik Forst gestellt und ist seit Juni 2022 offiziell durch Silviahemmet zertifiziert.
Lausitz Klinik Forst | Mit dem Projekt der Smart-City Forst wird ein Wohn- und Versorgungsumfeld in der Lausitz geschaffen, das sich auf das spezielle Krankheitsbild Demenz in den unterschiedlichen Stadien ausrichtet. Als ein wichtiger Baustein in diesem Projekt hat sich die Lausitz Klinik Forst einer Zertifizierung nach dem anerkannten Demenz-Standard der Stiftung Silviahemmet zur Sensibilisierung im Umgang mit demenziell veränderten Menschen unterzogen. Im Juni 2022 wurde der Lausitz Klinik Forst offiziell das Zertifikat „Demenzfreundliches Krankenhaus“ durch Vertreter der Stiftung Silviahemmet® überreicht.
Ernst von Bergmann Klinikum